QALY and beyond

Vierfach unterschätzter Wert der Medizin? Das ist die heutige Realität, wenn die Gesundheitsökonomie den Wert der Medizin berechnet.

Consumer Prices

Patienten-zentrierte QALY bestimmen in den wissenschaftlichen Diskursen den Wert medizinischer Massnahmen unter Skotomisierung von indirekten Wirkungen betreffend Lebensqualität von betroffenen Angehörigen, verlorene Patienten-Lebensjahre und Verlust gesellschaftlicher Funktionen. Während Avenir-Suisse weiterhin Patienten-zentrierte QALY favorisiert, geht das Institut für Gesundheitsökonomie und Gesundheitspolitik, Departement Gesundheit, Berner Fachhochschule, Bern in einem Bericht vom August 2024 einen anderen Weg. Wir haben uns diese Diskussion um die vertretbaren Preise von innovativen aber hochpreisigen Produkten der pharmazeutischen Industrie, exemplifiziert an Tafamidis angeschaut und daraus ein eigenes Modell entwickelt. Das Diskussionspapier der Berner Fachhochschulte ist eine erfreuliche Entwicklung in die richtige Richtung, umso mehr als das Bundesamt für Gesundheit weiterhin die patienten-zentrierte QALY Methode zu bevorzugen scheint.

Es ist dringend notwendig, diese Diskussion endlich auch in der Öffentlichkeit durchzuführen. Die systematische Entwertung medizinischer Effekte durch Patienten-zentrierte QALY um ca. das vierfache des tatsächlichen Mehrwerts für unsere Gesellschaft muss genauso thematisiert werden wie die damit verbundene fehlgeleitete Preisdiskussion und die allgemeine Entwertung medizinischer Tätigkeit.

Voraussetzung für eine gesellschaftliche Diskussion betreffend des Werts eines Medikaments ist die Diskussion um die Modelle, welche die Kosteneffektivität und Kosteneffizienz berechnen. Die Stiftung Fairfond stellt hierfür ein Excel Tool zur Verfügung, welches es gestattet, die Input Paramenter zu variieren und daraus sofort abzulesen, wie sich die Vorschläge für die Preisgestaltung verändern.

Hier unten sehen Sie den Screenshot des Excel Tools. Der Wert des Lebens beträgt gemäss Auffassung der Fairfond Stiftung das dreifache des BIPs pro Person, also rund 270’000 Fr. pro verlorenes Lebensjahr (value of a statistical life year VSLY). Für neue Produkte (hier am Beispiel Tafamidis), welche die Sterblichkeit signifikant senken, berechnen wir einen Innovations-Bonus von 15’000 Fr. auf den Preis des Medikamentes pro Jahr. Liegen die Schaufensterpreise deutlich über dem vorgeschlagenen Preis, stellen sich juristische Fragen (externer Link zu pharmaprofiling.ch der Fairfond Stiftung) zur Preisbildung.

Producer Prices

Die Producer Prices müssen von den Consumer Prices unterschieden werden. Während die Consumer Prices eine Werteberechnung eines Medikaments für Individuum und Gesellschaft berechnet, muss der Procuder Price, welcher für den Hersteller wirtschaftlich ist, aus den Kosten für Research & Development der gesamten Produktepalette und den erwarteten Einnahmen aus erfolgreichen Produkten – welche die Marktzulassung erreicht haben – berücksichtigen. Dies kann bedeuten, dass der Producer Price deutlich höher als der Customer Price sein kann. Die Schwierigkeit besteht darin, eine gerechtfertigen Producer Price zu ermitteln. Wucherpreise sind strafbar, die Feststellung ob Wucherpreise verlangt werden, ist schwierig und kann in der Regel erst tatsächlich im juristischen Verfahren ermittelt werden. Ein Meilenstein für die Finanzierung hoch innovativer Produkte wurde kurzlich mit der ATMP vereinbarung erzielt, Richtgrösse rund 80’000 CHF pro Medikament! Um das zu finanzieren, schlagen wir eine Krankeitstreiberabgabe vor, wie sie bereits von der Präsidentin der nationalen Gesundheitskommission angedacht wurde (link). Tatsächlich führt beispielsweise die Luftverschmutzung zu jährlichen Spitalkosten von 0.83 Mia CHF, wie wir aus diesem Bericht berechnet haben. Darin wird auch das VLSJ auf 249’018 CHF beziffert.

Weitere Informationen auf pharmaprofiling.ch.

Producer prices must be distinguished from consumer prices. While the consumer price calculates the value of a drug for the individual and society, the producer price, which is economical for the manufacturer, must take into account the costs for research and development of the entire product range and the expected revenue from successful products that have achieved marketing authorisation. This can mean that the producer price can be significantly higher than the customer price. The difficulty lies in determining a justifiable producer price. Extortionate prices are punishable by law, and it is difficult to determine whether extortionate prices are being charged and can usually only actually be determined in legal proceedings. A milestone for the financing of highly innovative products was recently achieved with the ATMP agreement. Further information at pharmaprofiling.ch.


Kurt Vonnegut on costeffectiveness